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Photographien und Texte: Uwe Gorzalka


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          Sicherungsplanken Eschachbrücke

E-Mail an Herrn Oberbürgermeister Stegmann, Leutkirch

Uwe Gorzalka, Ebnatweg 19, D-88299 Friesenhofen, Tel.: (07657) 18 23 28, 12.11.2006


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

ich möchte mich auf diesem “elektronischen" Weg für die Zusendung Ihres Briefes bedanken.

Auch wenn ich nach wie vor zu Ihrer Auffassung eine treffende Gegen-Argumentation vorbringen kann, so möchte ich mich ausdrücklich dafür bedanken, dass Sie meinen Brief ernst genommen und ausführlich beantwortet haben.

“Elektronisch" ist dieser Brief, weil ich Ihnen, wie in Urlau versprochen, meine Bilder des verbauten Nepomuk (?) -Bilderstockes an der neuen Eschachbrücke zusenden möchte.
Ich habe die Bilder so angeordnet, als würde man, von Friesenhofen kommend, erst auf dem Radweg Richtung Hinznang gehen, und dann auf der gegenüberliegenden Seite wieder zurückkehren.
Als man die alte Brücke zumindest als Fußgänger noch passieren konnte, war gerade für Wanderer der Platz am Bilderstock mit Blick auf das grünblaue kristallklare Wasser der Eschach ein ganz besonderer Ort, an dem man immer wieder gerne einige Minuten verweilte - und ich glaube, ich bin nicht der Einzige, der das so empfand.
Der “Verbau" ist jetzt dermaßen lieblos und gründlich, dass mir eigentlich auch keine praktikable Lösung einfällt. Vielleicht könnte man auf der Hinznanger Seite den Durchgang vergrößern und eine Bank am Bilderstock aufstellen.
Vielleicht könnte man aber auch eine “radikale" Lösung ins Auge fassen: Ich meine, es ist fraglich, ob eine Leitplanke so kurz vor dem Friesenhofener Kreisverkehr notwendig ist. Die meisten Fahrzeuge müssen schon vor der Brücke ihr Tempo reduzieren. Da sollte doch bei “normalen" Karambolagen das recht stabile Brückengeländer genügen und die Brücke ohne Leitplanke auskommen. Denn falls jemals ein Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Brücke ins Schleudern kommen sollte, dann hat es meiner Ansicht nach soviel kinetische Energie, dass es auch nicht von der Leitplanke aufgehalten wird.

Wenn Sie sich entschließen sollten, beim Straßenbauamt des Landkreises zu intervenieren, würde es mich sehr freuen, und ich möchte Ihnen dazu viel Erfolg wünschen, denn das wird nicht einfach sein. Ich könnte mir jedoch vorstellen, und hoffe es, dass ein Wort aus Ihrem Mund eher gehört wird, als meine Darlegungen, und seien sie auch noch so gut mit Bildmaterial zu belegen.

In diesem Sinne danke ich Ihnen schon jetzt für Ihre Bemühungen und wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche.


Mit freundlichem Gruß

Uwe Gorzalka



Brief OB Stegmann




Aquarell Sankt Nepomuk

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,


ich möchte mich bei Ihnen für Ihre Bemühungen um den Bilderstock an der Eschach bedanken.
Auch wenn, was zu befürchten war, nicht einmal jemand wie Sie in Ihrer Position eine Veränderung erreichen konnte, ist Ihr persönlicher Einsatz für den Erhalt unserer Kulturlandschaft sehr wertvoll und dankenswert.

Der Bilderstock am Straßenrand ist ein kleines, scheinbar unbedeutendes Detail in unserer auf schnelle Fortbewegung angelegten Gesellschaft, und zu Fuß ist kaum noch jemand unterwegs.
Der Umgang damit zeigt aber wie ein Seismograph auf, wie es um unser Inneres steht. Wir leben in einer mobilen Gesellschaft. Dem Wunsch, möglichst schnell an ein Ziel zu gelangen, hat sich alles unterzuordnen. Alles, was stört, wird beiseite geräumt. Wenn es finanziell möglich wäre, würde man jedes Hindernis, das auf der geometrisch kürzesten Verbindungsstrecke zwischen “Start" und “Ziel" liegt, beseitigen.
Es wirkt wie eine Metapher des Lebens selbst - die Menschen der mobilen Gesellschaft scheinen möglichst schnell, möglichst geradlinig und möglichst komfortabel an das Ende ihrer Lebensreisen kommen zu wollen - aber dieses Ende ist natürlich der Tod.

Weiß man, dass das eigentliche Ziel des Lebens der Weg ist - mit allen seinen Kurven, Hindernissen, Umwegen, aber auch mit seinen unzähligen schönen Ausblicken, Erlebnissen und menschlichen Begegnungen?
Ist man sich bewusst, dass man ins Jenseits keine Bankkonti oder Aktien mitnehmen kann, sondern nur Immaterielles?
Auch wenn der Bilderstock als solcher ein materielles Gebilde aus Stein, Mörtel, Blech und Farbe ist, so ist sein Dasein und seine Lage an genau dieser Stelle, an dieser Brücke, an der Eschach von geistig-spiritueller Natur.
Wenn Sie schreiben, dass irgendjemand bereits plant, den Bilderstock zu versetzen, so lässt mich das frösteln. Vor Jahren sagte mir ein bayrischer Heimatpfleger, damals im Zusammenhang mit der kleinen Kapelle zwischen Frauenzell und Muthmannshofen, sehr deutlich: “Einen Bilderstock versetzt man nicht!"
Mit diesem einen Satz machte er klar, dass es ihm nicht nur um Religion ging, sondern darum, ob ein Mensch etwas in seinem Leben hat, das ihm wichtig, heilig und unantastbar ist. Diese und ähnliche Gedanken haben mich dazu veranlasst, das Motiv des Bilderstocks an der Eschach-Brücke für meine diesjährige Weihnachtskarte zu wählen.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, das vergehende Jahr war alles andere als friedvoll, und die stürmischen Wellen der Wirtschaftsglobalisierung und des Finanzdrucks haben nun auch Leutkirch mit voller Kraft erreicht.
Dennoch freut es mich, dass wir, trotz aller Gegensätzlichkeit in unseren Positionen, immer im Gespräch blieben, und nicht nur unsere Meinung aussprachen, sondern auch der Eine dem Anderen zuhörte.

In diesem Sinne möchte ich Ihnen und Ihrer Familie eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für das Neue Jahr wünschen.


Uwe Gorzalka




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